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Begegnungen die im Herzen bleiben
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Nun sitze ich im Flieger zurück Richtung Schweiz und es ist wie ich es mir gedacht habe, die Zeit ist viel zu schnell vergangen.
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Und eigentlich sollte man bei einem Reisebericht die schönen Dinge als erstes erwähnen, aber gerade eben passierte mir etwas, was mich so richtig ärgerte. Wir sind 5 Reisende und der Flieger bietet in einer Reihe 6 Sitze. Wenn ich früher immer zeitig beim boarding war, passiert es heute immer mehr, dass ich zu den Letzen gehöre, die in den Flieger steigen.
Wir kommen also im Flieger an und es hat keinen Platz für unser Handgepäck, alle sind bereits belegt. Wir suchen nach freiem Stauraum, während die Kids bereits nach dem Ipad verlangen. Die Stewardess bittet uns, die Taschen bei unseren Füssen abzustellen, da der Flieger bis zum letzten Platz belegt ist.
Einige Zeit später beobachte ich eine Frau, die ihren Koffer über unseren Sitzen aus dem Stauraum nimmt und zu ihrem Platz geht (der einiges weiter vorne ist). Ich frage sie in Englisch, ob es für sie ok ist, dass sie mit ihren Koffern unsere Reihe belegt. Sie wechselt auf Schweizerdeutsch und meint, es wäre für sie absolut ok, sie hätte sogar drei Stück Hangepäck dabei! Mir blieb der Mund offen stehen und in meinem Kopf fingen folgende Zahnräder an zu drehen: „wo bleibt die Rücksicht auf andere, wie kann man nur so egoistisch sein, gibt es keine Gerechtigkeit, usw…?“
Ich habe mich beobachtet, wie ich mich immer tiefer in diese Fragerei und Verständnislosigkeit eingegeben habe und merkte plötzlich, dass ich darauf keine Lust hatte. Gerade noch im richtigen Moment erwischte ich die Abzweigung vom „Aloha Flow“ und sortierte statt dessen all unsere Fotos in einem Album mit dem Titel „Hawaii 2017“.
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Zwei Begegnungen möchte ich speziell hervorheben. In Pai’a auf Maui habe ich nach dem Yoga Unterricht eine Mala Kette entdeckt. Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf und mein Mann sagte mir: „dann kauf sie eben“! Überall wo ich vorbei kam lobte man die Kette und es wurde mir schon fast peinlich. Ich stand also in einem Laden, wo die Verkäuferin mit einer Kollegin sprach. Sie sage auch, dass ich eine sehr schöne Kette hätte. Meine Antwort war, „ja, sie ist von einer Künstlerin aus Hawaii“. Die Verkäuferin meinte, „ja, sie ist von ihr!“ und zeigte auf die Kollegin mit der sie gerade sprach. Ich war total überrascht und freudig zugleich. War dies nun ein Zufall oder eine vorbestimmte Begegnung?
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Es stellte sich heraus, dass die Künstlerin aus Weissrussland stammte und dass sie eigentlich Architektin ist. Niemand schenkte ihr Beachtung als sie mit dem Job als Künstlerin begann. Alle meinten bloss, dass wäre doch kein richtiger Job, bis sie selber nicht mehr wusste, ob sie wirklich dahinter stehen konnte oder nicht. Aber sie biss sich durch und heute schwärmen alle Freunde und Bekannte von ihrer Arbeit.
Wir haben uns in der Woche einige male getroffen, haben viel Zeit miteinander verbracht und sogar das morgendliche Yoga zusammen gemacht. An einem Ort, den man nicht toppen kann. Es war eine wunderschöne Zeit und ich bin extrem stolz, dass wir nun im aloha shop die ersten Malas von meiner neu gewonnenen Freundin verkaufen können.
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Die Zweite Bekanntschaft ist Fred. Ihn haben wir nach unserer Rückkehr vom Vulkan Haleakala getroffen. Er nimmt jeden Morgen für 5.75 Dollar im Restaurant „Casanova“ in Makawao sein Frühstück ein. Anfänglich bekam er nur eine Omelette mit zwei Eiern, heute bekommt er, was in der Küche vorhanden ist und weit mehr als normalerweise für 5.75 zu haben ist. Wenn er von seinem Frühstück spricht, dann leuchten seine Augen. Er kennt jeden im Restaurant und weiss über jeden eine spezielle Geschichte. Ich hätte ihm stundenlang zuhören können.
Die Konversation begann indem er mich fragte, was für ein Objektiv unsere Kamera hätte. Da ich nur Fotos mache und über die technischen Daten nicht Bescheid weiss sagte ich ihm, er müsse meinen Mann fragen. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob es ihn wirklich interessierte oder ob er so mit den Leuten jeweils in Kontakt tritt. Fred hat uns jeden Tag besucht und er hat sich sogar bereit erklärt die „Road to Hana“ mit uns zu fahren. Nicht nur bis Hana ging die Reise sondern noch um den Vulkan herum und da erzählte uns Fred, dass ein Bekannter von ihm ein Haus baue. Das Haus war riesig und dieser Freund hätte ihm das Haus sogar als Geschenk angeboten, damit dieser nicht ganz alleine in der „Wildnis“ leben muss. Sein Haus stand ein paar hundert Meter weiter weg. Fred ist Bescheiden und er meinte, es wäre ihm nicht recht, auf Kosten anderer zu wohnen, darum hätte er das Angebot ausgeschlagen.
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Wir haben über die Insel und die Leute einiges mehr erfahren als in einem Lonely Planet steht und genau diese Erinnerungen bleiben mir von all meinen Reisen in Erinnerung. Sicherlich sind es auch die schönen Naturlandschaften oder die Strände, welche besonders atemberaubend waren. Aber am spannendsten sind die Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Die Lebensfreude und Gelassenheit habe ich mir implementiert und hoffe, sie möglichst lange bewahren zu können. Und diejenigen die dies am meisten ausleben können sind jene, welche am wenigsten haben und ganz bescheiden leben.
Fred hat meinen Mann eines Abends mitgenommen zu einer Ukulele Übungsstunde. Vier mal im Monat treffen sich die Interessierten im Kollektiv, um miteinander zu musizieren. Die Stunde wird von „Uluwehi Guerrero“ geführt, einem sehr bekannten Spieler aus Hawaii. Jeder bringt seinen Ordner mit und Uluwehi führt durch die verschiedensten „local songs“, indem er sie erst vorspricht und dann mit dem Instrument begleitet. Fred erzählte, dass der Song „Hawaii Aloha“ jeweils bei einem Fest wie zum Beispiel einer Hochzeit oder einem Geburtstag ganz am Schluss von allen gesungen wird. Dabei stellen sich die Leute in einen Kreis, halten sich bei den Händen und singen das Lied gemeinsam. Diese Geschichte hat mein Herz berührt, weil es zeigt, wie die Menschen eine Gemeinschaft bilden und einander respektieren.
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Der Abschied von Hawaii fiel mir schwer. Schwerer als die Rückkehr von anderen Reisen. Und genau da spüre ich, dass die Verbundenheit, welche durch solche Bekanntschaften entsteht, grösser ist, als wenn man die Reise auf eigene Faust und mit wenig Kontakt zu den Einheimischen durchführt. Natürlich freue ich mich auch auf zu Hause, auf die Familie und Freunde und auf das Studio mit euch allen. Und ich hoffe, euch einige Erlebnisse und Emotionen weiter geben zu können, damit wir alle wieder etwas mehr zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen können.
Aloha everyone!
Chantal
PS: Ich weiss, es hört sich verrückt an, aber in zwei Wochen beginnen bereits die Sportferien und wir werden in der 1. Ferienwoche ein paar Tage im Schnee verbringen. Zu der Zeit werden einige Stunden von Lilija Klee vertreten, andere fallen aus. Den angepassten Stundenplan wirst du zeitig auf unserer Webseite finden.
Falls du vorher noch so richtig Yoga geniessen oder dich schon auf Februar freuen möchtest, hier die aktuellen Workshops:
– Freitag 20.01.2017 „Prana Infusing Energy Flow“ mit Deddou Burkhard
– Sonntag 22.01.2017 „ Yoga Einsteigerworkshop“ mit Chantal
– Samstag 18.01.2017 „Cantienica Yoga“ mit Andrea Tresch
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